
Zitat von
DerFrank
Was macht der Steuermann, wenn eine Bö den Kahn in den Wind schießen lässt und ein Boot nebenan versenken will?
Viele Grüße
Frank
Obiges Szenario wird kaum vorkommen.
Schon bei dem für solch Böe notwendigem Grundwind wird der Steuermann genug Distanz zu anderen Schiffen geben. Er kalkuliert eine Richtungsänderung durch Kontrollverlust mit ein.
Bei einer Wettfahrt hingegen fährt man oft dichter beieinander, hier aber ist sich der Steuermann der möglichen Gefahr bewusst, er schickt vorher jemanden an die Großschot.
Allgemein
Eine Fahrtenyacht wird nicht so aktiv wie eine Jolle gesegelt/bedient.
Eine Jolle wird auch bei stärkerem Wind mit max. Segelfläche gesegelt. Die allermeisten Jollen sind übertakelt.
Ist der Wind tatsächlich kurzfristig zuviel, wird eben gefiert.
Es ist ,wenn man so will, der Notausgang vor dem Kentern.
Oft ist es der einzige Notausgang weil die Jolle meist nicht reffbar ist.
Dieses aktive Segeln , also das Segeln mit eigentlich zuviel Segelfläche nimmt man auf der Jolle noch leicht und auch gerne hin. Man macht das aber höchstens einige Stunden.
Mit der Fahrtenyacht nun kann man durchaus auch "scharf" , übertakelt und dementsprechend aktiv segeln.
Das ist dann aufmerksamstes , sportliches Segeln bei dem man auf Am- Windkurs recht schnell lernt die Böen auszusteuern. Man zieht dafür höher , verringert so die projizierte Segelfläche , beugt also einem Sonnenschuss vor.
Gelingt das mal nicht, oder ist man auf raumem Kurs, so krängt das Kielschiff eben mal heftig, schiesst sich evtl ab, und, kentert NICHT. Der Eimer rappelt sich wieder auf.
Inwieweit man mit einer Fahrtenyacht so segelt ,eigentlich "überpowert" segelt , hängt vom eigenem Willen nach Spaß ( aktives Segeln , fieren), von der eigenen Leidensfähigkeit ( Dauer) , dem eigenem Können ( Böen evtl. aussteuern) ab.
Es kommt noch zwei Dinge hinzu, nämlich das Delta der Windgeschwindigkeit zw. Grundwind und Böe( die Heftigkeit der Böen) und deren Häufigkeit.
Hier gilt f. den Fahrtensegler eine einfache Regel an die er sich durch Erfahrung herantastet:
Je tüchtige , desto früher reffen.
Andersrum ausgedrückt : je weniger häufig und tüchtig die Böen, desto " schärfer" kann man segeln, weil man ja weniger oft aktiv eingreifen muss.
Das mag jetzt alles komplex und vor allem viel erscheinen.
Keine Bange, Fahrtenyachten sind längst nicht so nervös wie Jollen.
Man erfährt , im doppelten Sinn, recht schnell was sie brauchen, wieviel und was man ihnen dafür als Steuermann/Crew anfangs geben kann, oder dazu bereit ist, und, wieviel ( Böe) sie verzeihen.
Sieht man sich jetzt die Bavaria Cruiser unter obigen " Verallgemeinerungen" an, sie ist ein Cruiser !
Ihre Großschotführung spiegelt inaktiveres Segeln wieder, sie wird sich hoffentlich erst recht spät unkontrolliert abschiesßen.
( Genau quantifizieren ob und wieviel sich eine Bav 30CR aus 2007 abschiesst kann ich nicht. Ich kann nicht sagen inwieweit der Konstrukteur das Konzept "Cruising" verwirklicht hat. Denkhoffe aber das die Werft ihre Cruisig/Charterklientel dahingehend zufriedengestellt hat.)
Weiter
Das impliziert nicht zwingend dass " scharfes" , vielmehr aktives Segeln mit ihr nicht möglich ist. Es liegt nur nicht in ihrem Konzept, sie ist eben ein verzeihlicherer Cruiser.
Franz sieht das aktive, sportliche Segeln übrigens anders-- es hat bei ihm einen höheren Stellenwert.
Vor allem aber segelte Franz auch längere Distanzen aktiv(st).
Genau desdewegenst segelte er auch einen Cruiser/Racer und ist mit den Lösungen (z. B. Großschot auf dem Dach) auf (heutigen) reinen Cruisern nicht recht einverstanden.
Meiner Ansicht nach könnte man das alles differenzierter und als direkte Folge dementsprechend toleranter betrachten.
Geändert von supra (11.02.2019 um 21:59 Uhr)
Genialer Dilletant, Anna Lüses Bruder
Schabowski: " ...sofort, unverzüglich. "
Bob Ross kucken !