Liebe UserInnen des YACHT-Forums!
Euer Revier - die Ostsee - ist gut für ein Projekt geeignet, das ich Euch vorstellen möchte. Und nachdem die YACHT in der ab heute erhältlichen Nr. 14 auch einen Artikel dazu enthält nehme ich das jetzt zum Anlass, ein eigenes Thema zu eröffnen.
Worum es geht und die Vorgeschichte – von einer Vision zur Realität:
Das größte sozialpädagogische Segelprojekt Europas - die Mirno More Friedensflotte - wurde von mir 1994 ohne Startkapital gegründet und unter meiner Leitung innerhalb von nur 15 Jahren von einer kleinen Privatinitiative zum weltweit einzigartigen Großprojekt ausgebaut. Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche segeln dabei eine Woche lang durch die kroatische Inselwelt, werfen Hass und Vorurteile über Bord, trainieren friedliche Konfliktlösung und schließen Freundschaften quer über ethnische, soziale und religiöse Grenzen. Die positiven Effekte, die erzielt werden, sind u.a. Stärkung von Sozialkompetenz, Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein. 1994 waren es drei Boote mit 17 Kindern, 2009 konnten bereits knapp 1.000 TeilnehmerInnen dieses einzigartige Abenteuer miterleben.
Kompakte Infos dazu sind im Jahresbericht 2009 des Vereins Mirno More enthalten:
http://www.mirnomore.org/fileadmin/f...EB-Version.pdf
(Bitte besonders beachten: „15-Jahres-Rückblick“ Seiten 4-7 – geschichtliche Entwicklung)
Das erfolgreiche Konzept der Mirno More Friedensflotte soll nun weltweit verbreitet werden:
Anfang 2010 habe ich mich aus der Leitung des von mir gegründeten Vereins Mirno More zurückgezogen und arbeite seitdem an der Realisierung meiner nächsten Vision: rund um den Globus sollen zahlreiche weitere Friedensflotten entstehen. Das Erlernen von Toleranz, Teamfähigkeit und Sozialkompetenz soll zehntausenden weiteren Kindern in aller Welt im Rahmen dieses einzigartigen Abenteuers vermittelt werden.
Der Verein World Peace Fleet und das Ziel für 2011:
Als Träger des Projektes wurde im Sommer 2010 der neue Verein World Peace Fleet gegründet. Seine Aufgabe ist es, mittels der „Social Franchising“-Methode die Gründung von Mirno More- Tochterpprojekten weltweit zu fördern und deren Aufbau zu unterstützen. Zumindest drei kleinere Versuchsprojekte wollen wir im Jahr 2011 realisieren. Die erste Mirno More Friedensflotte war auch mit drei Schiffen unterwegs und jetzt sind es mehr als hundert - warum sollte man also daran zweifeln, dass in 15 Jahren weltweit hundert Friedensflotten segeln?
Social Franchising – Die Methode:
Die zukünftigen Partnerprojekte werden eingeladen, unser Knowhow und unsere Erfahrung in Anspruch zu nehmen, und werden bei der Gründung und Veranstaltung von Pilotprojekten unterstützt. Im Gegenzug verpflichten sich die neuen Partner zur Einhaltung der umfangreichen Qualitäts- und Sicherheitsstandards, damit sie sich der hohen Verantwortung für die ihnen anvertrauten Kinder beruhigt stellen können. Die Partner erhalten eine Lizenz zur Verwendung der eingeführten Marke und bezahlen dafür eine geringe Lizenzgebühr. Mit der Social Franchise-Methode sollen ja keine Gewinne gemacht werden – zumindest keine finanziellen.
So weit die Projektvorstellung in aller Kürze.
Ganz nett, werdet Ihr vielleicht jetzt denken, aber was habe ich davon?
Statt einer Antwort erlaube ich mir – als Friedensflottengründer Christian - ganz persönlich zu werden, und möchte erzählen, wie es überhaupt zur Entstehung der Mirno More Friedensflotte in Kroatien gekommen ist.
Bis Ende der Achtzigerjahre hatte ich ein unstetes Leben als Charterskipper und Stützpunktbetreuer in Jugoslawien geführt. Der Zerfall dieses Staates führte bekanntlich zu diversen Sezessionskriegen. Meine Heimatstadt Wien wurde von Flüchtlingen überschwemmt, meine Freunde in der zweiten Heimat – nunmehr Kroatien - lagen im Schützengraben. Zugleich erkrankte ich sehr schwer und musste mich einer riskanten Herzoperation unterziehen. Die überstandene Todesgefahr ließ mich danach mein Leben überdenken. „Was bleibt von mir, wenn ich diese Welt einmal verlasse? Was habe ich in meinem Leben bewirkt?“ Die Aussicht auf eine Rückkehr in die Unverbindlichkeit reizte mich nicht mehr. Ich wollte soziale Verantwortung übernehmen. Und wie hätte ich meine bisherigen Erfahrungen dabei besser verwerten können als in einem sozialen Segelprojekt? So entstand die Vision der Friedensflotte in mir: hundert Schiffe unter der Friedensflagge, mit Kindern aus verschiedenen Ländern und Lebensumständen an Bord. Gemeinsam in einem Boot sollten sie lernen können, Hass und Vorurteile über Bord zu werfen und Andere aller Art als gleichwertig zu erleben. Meine Pläne wurden anfangs belächelt. Kaum jemand war bereit, „eine solche Spinnerei“ zu unterstützen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass eine Realisierung der Vision möglich wäre. Unter vielen Fehlern, Rückschlägen, aber auch mit großem Staunen über die erzielten Erfolge bei den ersten jungen FriedensseglerInnen, habe ich mich an die Aufbauarbeit gemacht: sie sollte 15 Jahre dauern. Das Ziel wurde schließlich dank der tatkräftigen Mithilfe vieler IdealistInnen erreicht. Ich bin sehr glücklich über den Erfolg, mein (Berufs-)Leben hat einen tiefen Sinn bekommen.
Die Fehler und Rückschläge aber, die möchte ich den zukünftigen Partnerprojekten und ihren jungen Gästen ersparen. Gemeinsam mit ein paar Mirno More-erfahrenen Freunden habe ich daher den Verein „World Peace Fleet“ gegründet, dessen Aufgabe weiter oben bereits beschrieben wurde.
Schon die Veranstaltung eines ersten Pilotprojektes mit einem einzigen Schiff könnte Euch zeigen, welche positiven Effekte bei den Kindern erreicht werden können. Viele, die sich der Mirno More Friedensflotte angeschlossen haben, berichten von tiefer Zufriedenheit und dem guten Gefühl, etwas Positives bewirkt und ermöglicht zu haben. Dieser „Mirno More“-Spirit wäre Euer „Gewinn“ – und zugleich der Gewinn jener jungen Menschen, die an dem Projekt teilnehmen können. Wer einmal die lachenden und glücklichen Kinder unter den wehenden Friedensfahnen gesehen hat, bleibt dabei, und so erklärt sich das erstaunliche Wachstum.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr Interesse an einer Franchise-Partnerschaft und der Veranstaltung eines Pilotprojektes hättet und schicke Euch bei Bedarf gerne weitere Informationen.….wagt doch einen Versuch und fordert die Erstinfos an. Ein Pilotprojekt mit einem einzigen Schiff ist keine große Sache und mit wenig Aufwand zu verwirklichen.
Liebe Grüße von Christian Winkler